Bedeutung:
Mein lieber Scholli – Ausruf von Erstaunen/Verwunderung, Bewunderung, Ermahnung, Empörung
Herkunft:
Eine Deutung der Herkunft dieser Redewendung besagt, dass sie sich in der Zeit entwickelte, als die Franzosen in Hamburg waren. Die Soldaten sagten oft “ma chère jolie”, was “meine liebe Schöne” bedeutet.
Eine andere Quelle sagt aus, dass sie vom Studenten Ferdinand Joly (1765–1823) stammt, der 1783 aus der Salzburger Universität geflogen war und dann als Dichter, Sänger und Schauspieler durchs Land zog und ein Vagabunden-Leben führte. Dabei kümmerte es ihn nicht, was andere von ihm dachten oder über ihn sprachen, sondern er ging seinen eigenen Weg. Er wurde ein “lieber Scholli” genannt – liebenswert, aber auch (für damalige Zeiten) ein bisschen verrückt. Übrigens: Ganz ähnliche Bedeutung haben die Redewendungen “mein lieber Schwan” oder “mein lieber Herr Gesangsverein”.
Da ich dieses Wort “Mein lieber Scholli” aus dem alten Berlin bzw. Mitteldeutschlands des neunzehnten-zwanzigsten Jahrh. durch Überlieferung meiner Großeltern kenne, dachte ich, da in Berlin zu dieser Zeit viele Juden lebten, dass es aus dem Judentum kommt. Jetzt, nach dem Hinweis auf die Zeit Napoleons in Mitteleuropa wäre dieses für mich auch denkbar, tendiere aber immer noch aufs jiddische.
Das GLAUBE ich auch, aber da muss ein jiddischer Fachmann ran. bisher hat sich keiner gemeldet.